Die DBB-Auswahl hat durch einen 112:109-Erfolg nach zweifacher Verlängerung gegen Spanien den fünften Platz bei der Europameisterschaft in Belgrad erreicht. In einem an Spannung kaum zu toppenden Spiel avancierte Forward Ademola Okulaja mit 25 Punkten, 10 Rebounds und etlichen Clutch-Plays zum Matchwinner. Dallas-Star Dirk Nowitzki stand ihm mit 24/10 in kaum was nach. Center Patrick Femerling zeigte mit 22/10 sein mit Abstand bestes Spiel des Turniers. Die Spanier, angeführt von dem endlich überzeugenden Pau Gasol(30/13) und Guard José Manuel Calderon(22/3/5), hatten die komplette Spielzeit geführt, ehe ein Okulaja-Dreier 12 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit die Verlängerung heraufbeschwor. Den Kampf auf Biegen und Brechen entschied Deutschland am Ende der zweiten Verlängerung durch 6 Punkte in Folge von Okulaja – wem sonst? – für sich. Zwei Gasol-Freiwürfe 0,5 Sekunden vor Schluss betrieben bloß noch Ergebnis-Kosmetik. Deutschland hatte zuvor in der Zwischenrunde Bosnien-Herzegowina knapp mit 82:75 geschlagen. Den Bosniern, nach dem Weiterkommen in der “Todesgruppe“ mit Mitfavorit Frankreich, den starken Sloweniern und Griechenland als Überraschungsteam des Turniers gefeiert, ging in den Platzierungsspielen die Puste aus: Im Spiel um Platz 7 unterlagen Chrischans Mannen der russischen Auswahl um Superstar Andrei Kirilenko(19/7) deutlich mit 54:88. Bei den Russen punkteten insgesamt fünf Spieler zweistellig, während bei den Bosniern ausschließlich Center Ratko Varda(14/7) und Ersatzmann Terell Castle(11) zu überzeugen wussten. Der bullige Varda schließt das Turnier mit 16 Punkten im Schnitt ab und darf sich zur kommenden Saison auf zahlreiche Angebote freuen. Die Russen waren zuvor in der Zwischenrunde den Spaniern mit 66:76 unterlegen und müssen sich nun mit Platz 7 zufriedengeben. Bei Sonics Mannen stach vor allem Kirilenko heraus. Der 2,06cm große Forward rechtfertigte seinen Ruf als exzellenter Allrounder und dürfte sich – hätte sein Team besser abgeschnitten – Hoffnungen auf den MVP-Titel machen. Während für Dirk Nowitzki ähnliches gilt, enttäuschte der mit vielen Vorschusslorbeeren angereiste Spanier Gasol vollends – er wird diese Europameisterschaft so schnell wie möglich vergessen wollen.
Unvergesslich wollen sich vier Teams im Laufe des Turniers noch machen. Full Court PRESS nimmt die beiden Halbfinalpaarungen unter die Lupe.
Litauen vs. Frankreich: Die hoch gehandelten Litauer räumten im Viertelfinale die überraschend starken Russen resolut aus dem Weg – nun wartet mit Frankreich eines von nur zwei bisher ungeschlagenen Teams. Hier verspricht sich ein heisses Duell. Auf der Eins werden stehen sich zwei Point Guards gegenüber, wie sie verschiedener nicht sein könnten: Die Litauer werden von dem genialen Strategen Sarunas Jasikevicius angeführt während auf der anderen Seite der pfeilschnelle und korbgefährliche Spurs-Star Tony Parker den Schnellzug der Franzosen ins Rollen bringt. Das Spiel der beiden Regisseure verrät auch die Strategie der Kontrahenten. Während Litauen versuchen wird, das Spiel langsam zu machen um im Halfcourt zu brillieren werden die athletischen Franzosen ihren Gegner wie bisher von Beginn an überrennen wollen. Die Litauer haben mit Jasikevicius, Shooter Macijauskas, Siskauskas, Stombergas und Kaukenas einen Backcourt, der sich sehen lassen kann – die Franzosen stellen der geballten Firepower eine Defense der Extraklasse entgegen: Tariq Abdul-Wahad und Boris Diaw zählen zu den besten europäischen one-on-one-Verteidigern, der sprunggewaltige Mickael Pietrus weiss ebenfalls, wie man sich in der Defense bewegt. Und dann wäre da noch der alte Mann – Antoine Rigaudeau, das Phänomen. Der Altmeister ist nach 12 Versuchen aus dem Feld noch immer ohne Fehlwurf, am werfen hindern wird ihn dieser Umstand nach eigener Aussage aber nicht. “Ich werde weiterhin werfen, wenn ich offen bin. Ich lasse meine Teamkollegen die Arbeit machen und warte in der Ecke auf den Ball. Wenn ich offen an der Dreierlinie stehe, sind es drei Punkte“, äußerte der 34-jährige in der französischen Sportzeitung “L’Equipe“.
Dennoch, individuell ist Litauen stärker, aber die Franzosen haben sich bisher keine Blöße gegeben. Prognose: Knapper Sieg für Litauen
Kroatien vs. Serbien&Montenegro: Noch ein Bruderkampf, dieses mal das Duell schlechthin – Gastgeber Serbien gegen den verhassten kroatischen Nachbarn. Nach vielen verkorksten Turnieren hatte mit den Kroaten zu Beginn der Europameisterschaft niemand gerechnet. Nach der Niederlage gegen die als krasser Außenseiter angetretenen Bulgaren wurden sie – auch im eigenen Land – verspottet. Nun stehen die Männer um die lebende Legende Toni Kukoc im Halbfinale, möglich gemacht durch einen tollen 81:72-Erfolg gegen Deutschland, zu dem der Altmeister persönlich 22 Punkte beisteuerte. Bauen kann Team-Manager Sid auch auf den umsichtigen Center Vujcic von Maccabi Tel Aviv und die beiden großen, vielseitigen Guards Ukic und vor allem Mulaomerovic. Die Serben haben sich bisher spielend leicht durch das Turnier geschossen. Angeführt von Shooter Stojakovic, Guard Rakocevic und Publikumsliebling Rebraca ist das Team von Manager Frazor noch ungeschlagen, es konnte sich sogar erlauben Superstar Dejan Bodiroga in zwei Spielen zu schonen. Gegen die Kroaten ist an Schonung nicht zu denken. Eine Niederlage gegen den Rivalen im eigenen Land wäre unverzeihlich. Bodiroga wird auflaufen – ebenso wie der korbgefährliche Guard Milos Vujanic, der sich durch überzeugende Leistungen in die erste Fünf geschossen hat.
Serbien hat mehr Qualität, Kroatien mehr Herz – Aber NBA Live kennt kein Herz, also: Sieg für die Serben.


