Die launische Diva vom Rhein schwimmt im breiten Mittelfeld der Liga. Nach zum Teil sensationellen Erfolgen gegen Düsseldorf und Berlin, in Bamberg, Oldenburg oder Nürnberg kassierte der Obradovic-Mannschaft meist überraschende Niederlagen gegen die vermeintlich kleinen der Liga. So steht das energiegeladene Team von Manager Sonics mit ausgeglichenen 11 Siegen und 11 Niederlagen auf dem passenden 11. Tabelleplatz. Mit 4:8 Punkten ins Jahr 2006 gestartet, zeigte vor allem Neuerwerbung Edwin Ofori-Attah zuletzt starke Leistungen. Wir baten den sportlichen Leiter der Kölner aufgrund seines Neuseeland-Aufenthaltes telefonisch zum Interview.
Manager Sonics, Ihr Team liegt mit einer ausgeglichenen Bilanz auf Platz
11. Wie zufrieden ist man im Front Office der Kölner mit den bisher gezeigten
Leistungen und welches Standing hat Headcoach Obradovic in seiner Rookie-Saison
als verantwortlicher Cheftrainer?
Wir sind mit dem Verlauf der Saison grundsätzlich sehr zufrieden. Wir haben
eine junge, hungrige Mannschaft, die in den nächsten Jahren wachsen muss.
Leider haben wir nach dem All-Star Break ein wenig den Rhythmus verloren. Den
gilt es nun wieder zu finden und die Playoffs zu erreichen.
RheinEnergie schlug die Favoriten aus Düsseldorf (106:102) und
Berlin (114:113) jeweils in der Verlängerung. Sollte man sich aus Ihrer
Sicht nicht bei jedem Spiel in die Overtime retten um das Parkett als Gewinner
zu verlassen?
Sicherlich waren dies besondere Siege. Gerade gegen Düsseldorf waren wir
klarer Außenseiter. Hingegen hatten wir Berlin als Gegner, als diese noch
in einer Schwächephase hingen. Ich glaube kaum, dass wir sie in der jetzigen
Verfassung erneut schlagen würden.
Woher beziehen Ihre Spieler das Selbstvertrauen und die Ausdauer vor allem gegen
die großen Kaliber am Ende die Nase vorn zu haben? Es ist ein
großer Verdienst von Coach Obradovic. Er ist der eigentliche Kopf des
Teams, ohne dafür auf dem Platz zu stehen. Er hat -fast- alles gewonnen,
was es im Basketball zu gewinnen gibt und kann diese Mentalität sehr gut
vermitteln. Zudem haben wir mit Chris Rojik den erfahrenen Mann, der auch in
engen Matches kühlen Kopf bewahrt.
Mit Edwin Ofori-Attah (21 Jahre) und Rudy Mbemba (18) setzten Sie zuletzt
auf ein extrem junges Guard-Duo. Liegt dies am vorrübergehenden Personalnotstand
im Backcourt oder darf dies als Zeichen Orientierung - hin zur Nachwuchsförderung
- gewertet werden?
Edwin war ein Geschenk des Himmels. Ich bin Manager broman heute noch dankbar
für sein Entgegenkommen. Es war für beide Seiten die bestmögliche
Übereinkunft. Edwin ist glücklich in Köln, denn er kann spielen.
Mittlerweile hat ihn seine Leistung auch in die S5 befördert. Anderseits
konnte Düsseldorf mit der Ausbildungsentschädigung neue Kaliber in
die Liga holen (z.B. Ademola Okulaja). Rudy Mbemba ist noch nicht ganz so weit,
hat allerdings so viel Potential, dass er durchaus in 1-2 Jahren auch erfolgreich
den Aufbau in Köln leiten kann. Aber nicht nur diese beiden, auch Maksym
(Shtein), Jud (Wallace) und Janar 'Manni' Talts haben noch Entwicklungspotential.
Wir haben nicht so viel Geld wie die letzten Jahre und versuchen bislang erfolgreich-
auf Jugend zu setzen.
Während King nach Giessen wechselte, sitzen mit Malbeck, Talts,
Kovacev, Bernardis oder Cannon noch immer viele Ergänzungsspieler diese
Spielzeit größtenteils auf der Bank ab. Inwieweit sind die Vertragsverhandlungen
mit diesen Spielern fortgeschritten? Wird man sie in der Sommerauktion wiederfinden
?
Zuerst ein Wort zu Alex King. Es tat uns in der Seele weh ihn gehen zu lassen.
Aber leider konnten wir ihm nicht genug Spielzeit einräumen, weil unser
Roster derzeit schon überfüllt ist. Er wollte unbedingt zum Ligakonkurrenten
wechseln und wir wünschen ihm alles Gute! Zu Thema Vertragsverhandlungen
kann und möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt wenig sagen. Wir stehen mit
allen genannten Spielern in permanenten Kontakt und keiner ist derzeit unzufrieden
über seine Rolle.
Sie haben mit Chris Rojik, Ryan Bond, Maksym Shtein und Judson Wallace
eine qualitativ starke und tiefe Rotation im Frontcourt, mit den nur unterdurchschnittlichen
Bennett, Perkins und Vucurovic jedoch ein Problem auf dem kleinen Flügel.
Chris Rojik muss häufig aushelfen und büßt damit einen wesentlichen
Teil seines effizienten Spiels ein. Wird das Team im Sommer umgekrempelt?
Da gebe ich ihnen völlig Recht, Chris arbeitet derzeit für zwei. Was
unseren Starter auf der Small Forward Position angeht, bin ich derzeit mit Travarus
Bennett mehr als zufrieden. Sicherlich hat er seit der Umstellung (Rojik startet
nun auf der 4 und Bennett rückt von der 2 auf die 3) seine Korbgefährlichkeit
weniger zeigen können. Aber er hat nun auch ein andere Aufgabe als zuvor.Was
die Zukunft von Rheinenergie Köln angeht, wird es sicherlich ein paar Veränderungen
geben, allerdings haben wir gerade Leistungsträger wie Chris Rojik, Ryan
Bond oder Maksym Shtein länger an unseren Verein gebunden.
Wie geht es Ihnen im Land der Kiwis und des Rugby und wann kann man
Sie zurückerwarten? Schildern Sie uns und ihren Managerkollegen doch ein
paar Eindrücke aus ihrer momentanen Wahlheimat.
Wissen Sie, Tom, die Geschichten um Neuseeland sind ja allen bekannt. Schönste
Natur, sehr entspannte Menschen ...und Schafe. Und was soll ich sagen, sie stimmen!
Das Leben hier erscheint -gerade im Sommer- viel relaxter als in Deutschland
oder anderswo in Europa. Die Kiwis (so nennen sich die Neuseeländer selbst),
sind herzlich, freundlich, wirken nicht oberflächlich und sind schwer zu
verstehen.
Das Land scheint nur für Urlaubskataloge gebaut worden zu sein, und einen
Musterstrand steht neben den nächsten. Basketball ist hier deutlich unterrepräsentiert.
Man könnte meinen, niemand interessiert sich dafür. In der täglichen
Presse hab ich bislang noch keinen Artikel gefunden, der über die NBA-Ergebnisse
hinaus informierte. Wobei das für Soccer (Fußball) ebenfalls gilt
und deshalb keine Schande ist.
Alles in allem plane ich die Hallensaison (März-Juli) zum scouten in der
hiesige Basketball Liga NZBL zu nutzen und dann noch bis Ende des Jahres die
beiden Inseln (Nord und Süd) ausgiebig zu erkunden. Zur Rückrunde
2007 werde ich Köln aller Voraussicht nach wieder persönlich zur Verfügung
stehen.
Wir möchten Sie natürlich nicht ohne die obligatorische Frage
zu den Favoriten den Favoriten entlassen. Wer wird Meister, wer Pokalsieger
und wer gewinnt die Lottery?
Ich tippe auf ein Finale Bamberg vs. Düsseldorf. Wobei an einem starken
Tag jeder den anderen besiegen kann. Den besten Pick für die neue Saison
traue ich Quakenbrück zu. Ich drücke Manager sid jedenfalls die Daumen.
Sein Team hätte es sicherlich verdient.


